Sabine Müller-Funk

Lichtkreuz

2015

Heilig Kreuz Kirche, Großfeldsiedlung Wien

Die Überlegungen, die mich zum vorliegenden Entwurf geführt haben:

Die sehr dominante Raumwirkung des bestehenden Innenraums von Architekten Prof. Hannes Lintl verlangte nach einem kräftigen Gegenklang, um sich in diesem Raum und vor der Kreuzform des Tabernakels behaupten zu können.
Deshalb habe ich eine Lösung vorgeschlagen, die das Kreuz plastisch, farblich und  gestalterisch in die Mitte des Altarraumes rückt.

Das Kreuz schwebt jetzt oberhalb des Altars und damit genau in der Mitte des Kirchenraumes und geht auf diese Weise auf den Rundbau der Kirche ein: von allen Seiten aus gleichermaßen sichtbar,  bringt es die Überwindung des Todes und ein Abwerfen von Fesseln und Schmerzen zum Ausdruck.

Das Kreuz, als uraltes Symbol für eine Markierung, für den Kreuzungspunkt der Horizontalen mit der Vertikalen ist schlechthin das Symbol für die menschliche Existenz:
wir sind der Schwerkraft ausgeliefert- haben aber die Möglichkeit der Aufrichtung aus ihr.

Das Kreuz im christlichen Kontext symbolisiert die Verbundenheit des Menschen mit der Erde und den Mitmenschen (waagerechte Achse des Kreuzes) sowie mit dem Göttlichen (senkrechte Achse des Kreuzes). Vertikale und Horizontale stehen auch für die beiden Seiten der Schöpfung: Himmel und Erde, Geist und Materie.

Im christlichen Kontext markiert das Kreuz auch einen ganz bestimmten, entscheidenden Punkt des Lebens Jesu:

den, wie wir wissen, über Stunden ausgedehnten Augenblick der Folter, der Schmerzen der Kreuzigung -und gleichzeitig deren sieghafter Überwindung durch deren freiwillige Annahme.

Die weißen dynamischen Licht-Linien, symbolische Transformationen  der Schläge und der Schmerzen des Kreuzestodes in Lichtenergie, heben das Kreuz in die Höhe und treten gleichzeitig von dem Kreuz zurück.

Die Farbe Orange, eine Farbe der Freude, der Zuversicht und der Kraft Gottes strahlt aus dem Kreuz und sich selbst heraus.